Zusammenfassung und Erfolgskontrolle
Langenhorn ist eine Flächengemeinde. Im Quartier leben 2.878 Personen in 1.191 Haushalten, die im Jahr ca. 73,6 GWh an Energie verbrauchen. Der wesentliche Energiebedarf liegt im Bereich der Wärmeversorgung, die hauptsächlich durch Öl und Gas gedeckt wird. Der Verkehr ist ein weiterer bedeutender Energiebedarfssektor, der maßgeblich konventionelle Energieträger wie Benzin und Diesel einsetzt. Neben Strom spielen Biomasse und sonstige Wärmeerzeuger eine Rolle.
Die Stimmung in der Gemeinde wurde in einer Umfrage erfasst. Diese zeigt ein recht geteiltes Bild hinsichtlich der Wärmeversorgung, bei der sich knapp über 60 % derjenigen, die an kein Wärmenetz angeschlossen sind, für ein Wärmenetz aussprechen und knapp 40 % dagegen. Der Photovoltaik stehen die Befragten positiv gegenüber, der Elektromobilität eher negativ. Die Umfrage, in Kombination mit Energieeffizienzanalysen einiger Gebäude im Quartier, zeigt, dass der Großteil der Gebäude eine recht hohe Energieeffizienz aufweist.
Hinsichtlich der Energieproduktion nutzt das Quartier bereits einen Großteil der Potentiale hinsichtlich der Photovoltaik auf Wohngebäuden und auf Gewerbegebäuden aus. Auf kommunalen Gebäuden sind bereits sämtliche Feuerwehrdächer mit PV belegt. Die Gemeinde verfügt über Biogasanlagen und einen Bürgerwindpark. Insgesamt sind bereits knapp 60 MW an Erzeugungsanlagen im Marktstammdatenregister gemeldet. Der Energiebedarf in der Gemeinde wird bereits bilanziell zu ca. 170 % und der Strombedarf zu ca. 1.270 % gedeckt.
Im Quartier bestehen verschiedene Möglichkeiten zum weiteren Ausbau erneuerbarer Energien. Das Potential mit der höchsten Wirtschaftlichkeit und einfachsten Umsetzbarkeit stellen PV-Anlagen auf den Dächern der Schule und kleine PV-Anlagen auf den benachbarten Dächern des Hauses der Jungen und des Kindergartens Tausendfüßler dar sowie eine Freiflächen PV-Anlage auf den Flächen der Kläranlage. Die hohe Wirtschaftlichkeit ist in einer hohen Eigenstromnutzung vor Ort begründet. Die Anlagen können alle an das Niederspannungsnetz angebunden werden. Lediglich bei der Freiflächenanlage liegen gewisse geringe Hürden hinsichtlich der Genehmigungsfähigkeit vor.
In der Gemeinde sind zwei Arten von Großprojekten möglich. Zum einen ein Bürgersolarpark, der entweder privilegiert nach EEG entlang der Bahnlinie errichtet werden kann oder auf den Flächen des Windparks. Die Errichtung der EEG-Anlage hat den Vorteil, dass der Strom gesichert vergütet wird und sich das Projekt so einfacher finanzieren lässt. Allerdings müssen zunächst die Flächen gefunden und gepachtet werden und ein Netzanschluss muss hergestellt werden. Für die Genehmigung ist ein BPlan-Verfahren erforderlich. Die Errichtung des Bürgersolarparks auf den Flächen des Windparks hat den Nachteil, dass keine Förderung nach EEG möglich ist und der Strom frei vermarktet werden muss. Allerdings ergänzen sich die Erzeugungsprofile von Photovoltaik und Wind sehr gut, sodass diese Kombination zu einer Aufwertung beider Stromerzeuger führen kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Flächen bereits erschlossen und ans Netz angebunden sind. Über eine richtige Anlagendimensionierung und ein dynamisches Lastenmanagement ist die Errichtung einer solchen Anlage ohne größere Investitionen in einen Netzanschluss möglich. Auch für dieses Projekt ist ein BPlan-Verfahren notwendig. Neben den PV-Projekten ist eine Erweiterung des Windparks auf den derzeitigen Flächen um vier Windräder je 3 MW Leistung geplant.
Durch die hohe Akzeptanz gegenüber Photovoltaik und durch die Vorreiterrolle, die die Gemeinde einnimmt, ist von einem weiteren Ausbau auch im Bereich Wohnen und Gewerbe auszugehen. Gemäß den in diesem Bericht getätigten Annahmen werden im Jahr 2030 insgesamt 89,7 MW in Betrieb sein, wovon ca. 32,176 MW zugebaut werden, die ca. 62,9 GWh pro Jahr erzeugen. Der zusätzliche Ausbau der erneuerbaren Energien spart 43,05 kt CO2 pro Jahr ein. Ein Bürgerstromtarif könnte eine wirtschaftliche Option für die Betreiber der Bürgerenergieparks und die Stromverbraucher in der Gemeinde sein. Hinsichtlich der Wärmeerzeugung wird es vermehrt zu einem Einsatz von Wärmepumpen kommen. Dieser wird derzeit mit zwischen 30 % und 70 % der Investitionskosten gefördert. Durch die vergleichsweise hohe Energieeffizienz ist der Einsatz einer Wärmepumpe bei einem Großteil der Gebäude in der Gemeinde ohne erhebliche Investitionen in Sanierungsmaßnahmen der Gebäudehülle oder Wärmeverteilung möglich. Das Wärmenetz am Redlingsweg wird im nächsten Jahr auf eine Großwärmepumpe mit einer Leistung von 600 kW umgerüstet. Neben diesem Wärmenetz sind zwei potentielle weitere Wärmenetze untersucht worden: ein Wärmenetz am Jöhnkeweg und ein Wärmenetz in Loheide. Das Wärmenetz am Jöhnkeweg braucht für einen wirtschaftlichen Break-Even mit einer dezentralen Wärmeversorgung eine Anschlussquote von 76 % bzw. 59 % falls der Strom aus den Bürgerenergieprojekten zur Verfügung gestellt wird. In Loheide sind es 96 % bzw. 73 %. Lediglich die Mindestanschlussquote beim Szenario am Jöhnkeweg mit Bürgerenergiestrom wird von den Zustimmungswerten in der Bevölkerung zum Thema Wärmenetze gedeckt. Prinzipiell stellt eine dezentrale Wärmeversorgung die risikofreiere und wirtschaftlichere Alternative dar.
Detaillierte Untersuchungen zum Wärmenetz am Jöhnkeweg sollten vorgenommen werden, wenn eine Belieferung der Wärmenetze am Jöhnkeweg und Redlingsweg gemeinsam mit Strom aus den Bürgerenergieparks angedacht wird. Hierfür wären ca. 1,1 Mio. € an Investitionskosten erforderlich.
Gerade der Verkehr stellt einen großen Hebel für die Vermeidung von CO2 Emissionen dar. Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist im Vergleich zur erneuerbaren Energieerzeugung oder Wärmeversorgung am geringsten. Hier kann die Gemeinde über Infoveranstaltungen sowie über den Ausbau der Ladeinfrastruktur auf den Parkplätzen der Schule, Kindergärten und Feuerwehren eine Vorbildrolle einnehmen. Anhand der bisherigen Neuanmeldungen von E-Autos, der Stimmung in der Gemeinde und der Ziele der Bundesregierung kann von einem Zuwachs von ca. 43 E-Autos pro Jahr ausgegangen werden. Die Wasserstoffproduktion stellt zumindest bilanziell eine wesentliche Entlastung des Verkehrssektors dar.
Bis 2030 ist davon auszugehen, dass der Energiebedarf durch den Einsatz von Wärmepumpen und EAutos, die effizienter sind als Verbrenner, um 3,4 GWh sinkt. Durch die Elektrolyse erhöht sich dieser um 1,4 GWh. Insofern ist von einem in Summe um 2 GWh geringeren Energiebedarf auszugehen. Hierbei reduzieren sich der Bedarf an Benzin und Diesel um 0,7 GWh und der Bedarf an Öl und Gas um 5 GWh. Der Bedarf an Strom steigt um 1,4 GWh bzw. 2,8 GWh wenn die Elektrolyse mit berücksichtigt wird. Durch den Ausbau der Energieerzeugung wird diese den Energiebedarf des Quartiers zu 300 % und den Strombedarf zu 1400 % abdecken. Der Strombedarf kann vor Ort direkt aus den Erzeugungsanlagen gedeckt werden, ohne dass ein Energieimport zur Deckung von z.B. Lastspitzen erforderlich ist
Erfolgskontrolle
Eine Erfolgskontrolle der Maßnahmen kann transparent über zwei öffentliche Plattformen erfolgen.
▪ über das Marktstammdatenregister
▪ über das KlimaNavi
Im Marktstammdatenregister werden zeitnah alle Energieerzeugungseinheiten registriert, so lässt sich der Zubau von Energieerzeugungsanlagen in Echtzeit nachvollziehen. Hierbei werden Adresse, Art der Energieerzeugung, Leistung und Datum der Inbetriebnahme erfasst. Die Registrierung der Erzeugungsanlagen
im Marktstammdatenregister ist verpflichtend, was eine hohe Genauigkeit und Vollständigkeit der Daten zur Folge hat. Ebenfalls werden steuerbare Verbrauchseinheiten, wie z.B. Batteriespeicher, im Marktstammdatenregister erfasst.
Das KlimaNavi ist ein Tool, welches für das Monitoring von Klimaschutzmaßnahmen von der HanseWerk Natur für Gemeinden in Schleswig-Holstein entwickelt wurde. Im KlimaNavi können die jeweiligen Energiebedarfe nach Sektoren aufgeschlüsselt werden. Ein Vergleich mit den selbstgesteckten oder vom Bund vorgegebenen Zielen ist somit leicht zu ziehen. Eine Nutzung für die Gemeinde ist kostenfrei, muss aber bei HanseWerk Natur beantragt werden. Eine Abgrenzung des Quartiers müsste händisch erfolgen. Das Tool umfasst die jährlichen Energieverbräuche gesamt oder pro Kopf, CO2-Äquivalente und Auswertungen pro Sektor. Dabei greift das Tool auf verschiedene Datenquellen zurück. Ein Abgleich mit den selbst erfassten Daten sowie eine Plausibilitätsprüfung ist empfohlen. Größere Maßnahmen, wie die Errichtung eines Wärmenetzes, können entsprechend vermerkt werden. Die Ergebnisse können grafisch über den Wärmeatlas dargestellt werden. Sowohl Verbräuche als auch Emissionen im Verkehrssektor können im Tool abgelesen werden. Hierbei erfolgen Hochrechnungen, liegen zusätzliche Daten zur Fahrrad- und Bahnnutzung vor können diese zu noch robusteren Ergebnissen führen.
In Kombination bieten diese beiden Plattformen eine sehr gute Indikation über den Fortschritt bei der Energiewende. Das Marktstammdatenregister spiegelt dabei die Energieerzeugung und das KlimaNavi den Energiebedarf wider.